Was kannst du tun, um eine unerwiderte Liebe zu überstehen? Tipps aus der Paartherapie
88% hielten schon einmal an einer unerwiderten Liebe fest (vgl. Bringle 2013). Baumeister (1993) spricht sogar von 98%. Fast jede und jeder von uns weiß also, wie es ist, sich zu verlieben, ohne dass die Gefühle erwidert werden. Deswegen ist dieses Thema auch so zeitlos und wir fühlen mit, egal, ob wir die Leiden des jungen Werthers von Goethe lesen oder Instagram deaktivieren, um niemanden stalken zu können. Doch wie können wir es überstehen, wenn unsere Gefühle nicht erwidert werden?
Unerwiderte Liebe: Diese Arten gibt es
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Um zu wissen, wie wir eine unerwiderte Liebe loslassen können, müssen wir zwischen den verschiedenen Arten an unerwiderter Liebe unterscheiden. (vgl. Bringle 2013). Es ist schließlich etwas anderes, ob wir uns in einen Popstar verliebt haben, oder ob es jemand ist, der zwar in unserer Nähe ist, aber trotzdem unerreichbar, wie z.B. der Freund einer Freundin. Es macht einen Unterschied, ob wir noch an jemandem hängen, der mit uns einfach keine romantische Beziehung möchte und uns beispielsweise in die sogenannte Friend Zone steckt, oder ob wir unserer Ex-Beziehung hinterhertrauern. Und selbst in einer Beziehung kann es vorkommen, dass unsere Gefühle nicht auf die gleiche Art und Weise erwidert werden: Wir investieren mehr Zeit und Geld, oder wir finden die andere Person attraktiver als sie uns, oder haben mehr Commitment. Diese Imbalance kam vielleicht im Laufe der Zeit, aber jetzt, wo sie da ist, kannst du sie nicht mehr ignorieren. Einfach weil sie dir tief in deinem Inneren auch weh tut.
Die Gefühle hinter nicht-erwiderter Liebe
Anstatt mit der Person unseres Herzens zu kuscheln und im Glücksrausch zu sein, setzen sich Melancholie und Einsamkeit neben uns. Wir fühlen uns verlassen und verstoßen und zurückgewiesen von der einen Person, die uns etwas bedeutet. Und wir glauben, wir seien allein, weil andere unser Leid gefühlt nicht lindern können. Wir trauern einer Vergangenheit hinterher, für die es zu 97% keine rosige Zukunft gibt und klammern uns wie kleine Totenkopfäffchen an diese 3% Hoffnung. Und natürlich fühlen wir unglaublich viel Trauer.
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Nun gut, wir alle kennen diesen Gefühlsmix aus Melancholie, Trauer und Einsamkeit. Wir alle kennen das Gefühl hinter unerwiderter Liebe. Aber wie gehen wir mit ihr um, ohne uns selbst zu zerstören? Also ohne die fünf glorreichen S der Selbstsabotage: Sex, Shopping, Süffiges, Stalking und Süßes.
Was kannst du tun, um eine unerwiderte Liebe zu überwinden?
Um eine unerwiderte Liebe zu überwinden, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu entlieben, anstatt sich den glorreichen 5 S der Selbstsabotage hinzugeben. Ein erster wichtiger Schritt ist Akzeptanz.
Auch wenn das, was gleich kommt, weh tut und uns das Gefühl gibt, hilflos zu sein: Egal, wie viel wir für jemanden tun; egal, wie viele Spielchen wir spielen; egal, wie laut unser Tobsuchtsanfall ist; egal, wie gut unsere Argumente sind, es ist nicht die Aufgabe einer anderen Person eine Rolle in unserer Fantasie zu spielen. Also bleibt uns manchmal nichts anderes übrig, als die Entscheidung einer Person zu akzeptieren.
Diese Akzeptanz gibt dir so viel Energie zurück. Wenn du die Liebe, Fürsorge und Zeit, die du in diese andere Person steckst, in dich investierst – hast du dir schon einmal überlegt, was dann möglich wäre?
Diese Akzeptanz erlaubt dir einen Blick in den Spiegel und gibt dir die Klarheit, die wir alle brauchen, um uns zu entwickeln.
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3 Fragen, um dich von einer unerwiderte Liebe zu entlieben
1. Was hat zu dieser Imbalance und diesem “Missverständnis” beigetragen?
Je nachdem, welche Art von unerwiderter Liebe auf dich zutrifft, kann dies nämlich sehr unterschiedlich sein. Liegt es daran, dass du eine andere Person idealisiert hast (z.B. einen Popstar?)? Oder hast du deine eigenen Bedürfnisse ignoriert? Das kommt häufig vor, wenn wir unerwiderte Liebe in einer Beziehung spüren. Oder ist es der Wunsch, nicht alleine zu sein? Und das wäre so verständlich und menschlich! Oder hast du die Signale falsch gedeutet und interpretiert?
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2. In welchen Situationen habe ich unerwiderte Liebe erfahren?
Manchmal schmerzt eine unerwiderte Liebe auch, weil wir das Gefühl schon so oft gespürt haben und glauben, dass wir für immer allein bleiben werden. Wir glauben, dass wir ganz klein sind und die andere Person auf dem Olymp neben Zeus und Aphrodite sitzt.
Wenn du diese Situation gut kennst, macht es Sinn, sich dieses Muster nochmal genauer anzuschauen. Alleine oder gemeinsam mit einer ausstehenden Person (z.B. mit Freund*innen oder in einer Therapie), kannst du überprüfen, welche Glaubenssätze dich begleiten, inwiefern es mit deiner Biografie zusammenhängt und welche alternativen Perspektiven möglich sind.
3. Was nutzt es mir, dass meine Liebe nicht erwidert wird – vor was schützt sie mich oder was ermöglicht sie mir?
Auch wenn dieser Gedanke erstmal absurd klingen mag: Meistens gibt es gute Gründe für unser Verhalten, denn ansonsten würden wir es nicht tun. Irgendetwas ziehen wir also aus dieser unerwiderten Liebe - sonst ist der Preis an Melancholie, Trauer und Zurückweisung doch zu hoch.
Vielleicht verliebst du dich lieber in jemanden, bei dem es klar ist, dass es nicht klappt, um dich vor Zurückweisung zu schützen? Oder von jemandem zu schwärmen oder auf eine halbscharige Geschichte einzulassen, ist trotzdem besser als komplett alleine zu sein. Oder die Erinnerung bzw. Fantasie ist einfach schöner, als das, was wir momentan erleben. All diese Gründe sind verständlich, menschlich und nichts, für das wir uns schämen müssen. Aber nur wenn wir die Gründe kennen, können wir nach einer anderen Lösung suchen.
Selbstreflexion kann weh tun – ich weiß, wovon ich spreche. Denn unsere Gedanken kommen uns manchmal albern vor oder wir wollen nicht zugeben, dass wir noch alte Wunden mittragen oder weil negative Gefühle selten Spaß machen. Und vor allem kann uns Selbstreflexion unter Druck setzen, weil wir dann Verantwortung übernehmen müssten.
Gleichzeitig: Verantwortung ermöglicht auch selbstbestimmte Veränderung. Denn eine Veränderung wird stattfinden und nur wenn wir sie sehen, können wir unser Leben so leben, dass es zu uns passt. So hast du die Möglichkeit, die beste Version deiner Selbst zu werden anstatt von anderen definiert zu werden. So kannst du die Antwort geben auf: Wer will ich sein? Was liebe ich an mir? Und möchte ich wirklich eine Beziehung mit jemandem führen, der mich nicht sieht? Der meine Bedürfnisse genauso wenig wahrnimmt wie meine Ängste? Welche Beziehung wartet auf mich stattdessen?
P.S.: Wenn du über Instagram hierher gekommen bist und dich gefragt hast, was Limerenz ist: Der Zustand der Limerenz ist “gekennzeichnet durch ein stetiges, geradezu besessenes Denken an die geliebte Person, die sehnsüchtige Hoffnung auf Erwiderung der Gefühle, die ständige Furcht vor Zurückweisung, die Ausblendung negativer Attribute der geliebten Person.”
Auf meinem Blog findest du Wissenswertes über das Lieben: Von Interviews mit anderen Paartherapeut*innen, über Kolumnen über Emotionen, bis zu Tipps bei Beziehungsproblemen. Eben alles, rund um Beziehungen, Dating, Trennungen, Verlieben, Emotionen.
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Ich bin Dr. Sharon Brehm und biete systemische Paartherapie und EFT-Paartherapie in München an. Meine Praxis für Einzel-und Paartherapie ist im Zentrum Münchens.
Fotocredit Titelbild: Omid Armin via unsplash