Das Gefühl von Einsamkeit. Du bist nicht allein – wir stehen das gemeinsam durch!
Einsamkeit. Ein Wort mit dem viele wegen Corona und der Ausgangssperre zu kämpfen haben. Nicht nur Singles. Oder diejenigen, die in toten Beziehungen existieren. Auch die, die eigentlich umgeben sind von einer Fülle an Menschen. Weil sie zuhause bleiben, um ihre Familie zu schützen. Weil sie im Home Office lernen und arbeiten. Weil ihnen das Rausgehen fehlt. Wo einst Fülle war, ist jetzt das Gefühl von Einsamkeit. Die Ausgangssperre feuert den Gedanken an, wir wären sozial isoliert – dieser Artikel bietet dir ein anderes Mindset.
Einsamkeit ist offensichtlich kein schöner Zustand. Außerdem klingen die emotionalen und körperlichen Effekte von Einsamkeit wie ein Beipackzettel: Wir sind anfälliger für Ängste und Depressionen. Wir liegen nachts wach. Wir werden leichter krank und brauchen länger, um uns zu erholen. Wir sterben bis zu 20 Jahre früher. Doch wie gehen wir dann damit um? Dazu müssen wir zwischen Alleinsein und Einsamkeit unterscheiden.
Der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit – eine Frage der Wahrnehmung
In einem Interview sagt John Cacioppo, dass wahrgenommene Einsamkeit schlimmer ist als tatsächlich alleine zu sein. John Cacioppo ist Neurowissenschaftler und Autor von Loneliness: Human Nature and the Need for Social Connection. Seine Erkenntnisse decken sich mit meiner Erfahrung: „Es gibt einen Begriff für wahrgenommene soziale Isolation: Er lautet Einsamkeit.“
Als ich in den Endzügen meiner Promotion war, habe ich das Gefühl von Einsamkeit sehr intensiv kennengelernt. Es schien, als wäre ich in einem kleinen Minikosmos gefangen, meine Gedanken jenseits weißer Blätter vielleicht bedeutungslos? Ich hätte es nicht sagen können. In seinem eigenen Sud zu kochen, gab mir das Gefühl einsam zu sein, obwohl ich ein tolles Netzwerk an wunderbaren Menschen habe. Ich war einsam, obwohl ich nicht alleine war.
Und so können wir uns auch in einem Raum voller Menschen einsam fühlen oder in einer Beziehung, in der wir die emotionale Verbindung verloren haben. Aber wir können uns auch verbunden fühlen, wenn wir auf einem menschenleere Gipfel sitzen. Wir können uns auch geboren fühlen, wenn wir allein zuhause sitzen. Doch jetzt einsam zu sein, ist nochmal anders. Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung.
Einsamkeit während Corona
Normalerweise können wir etwas an unserer Situation ändern, wenn wir uns einsam fühlen. Wir gehen raus, wir sehen spätestens in der Arbeit oder im Studium Menschen, wir schmieden Pläne und gehen Hobbys nach. Doch all das ist gerade natürlich nicht möglich.
Das bedeutet, dass unsere üblichen Strategien und Taktiken nicht funktionieren. Wir fühlen uns ohnmächtig. Ohnmacht ist zusehen zu müssen, wie die Stunden vergehen, ohne dass wir sie mit Leben füllen. Es ist eine seltsam schwere Aufgabe, die Situation „nur“ zu akzeptieren. Die meisten von uns müssen – zum Glück – wegen Corona nicht um ihre Existenz bangen. Uns geht es körperlich und finanziell einigermaßen gut. Doch gerade, weil es uns auf diesen Ebenen gut geht, sind wir in der Verantwortung, dass es uns auch mental gut geht. Wir müssen etwas für unsere psychische Gesundheit tun! Dazu habe ich ein Video gedreht, dass du dir auf YouTube anschauen kannst.
Obwohl wir ähnlich fühlen, fühlen wir uns doch einsam
Außerdem hat unser unterschiedlicher Umgang mit Krisen auch Konfliktpotential. Wenn dein Herzensmensch den ganzen Tag Horror-Nachrichten über Corona liest und du lieber in Ruhe gelassen werden möchtest, kann es zu Streit kommen. Das Gleiche kann passieren, wenn die eine Person vor Angst nicht mehr aus dem Bett kommt und die andere draußen einen Spaziergang machen möchte. Man müsse die freie Zeit ja nutzen.
Bei Angst, Stress, Frustration und Hilflosigkeit haben wir alle eigene Schutzstrategien. Jede einzelne hat ihre Vor- und Nachteile – das ist nicht das Problem. Aber wenn wir unterschiedlich reagieren, fühlen wir uns noch unverstandener und einsamer.
Wir haben kollektiv ein Gefühl, doch gehen damit unterschiedlich um. Und das lässt uns noch mehr unsere Unterschiedlichkeit spüren. Wir vereinsamen in unserer Angst, unserer Frustration, unserer Wut, unserer Unsicherheit.
Warum wir jetzt unsere mentale Gesundheit und psychische Fitness trainieren sollten
Was ist nun das Gegenteil von Einsamkeit? Dazu schrieb Marina Keegan im gleichnamigen Buch: „Es ist nicht ganz Liebe und es ist nicht ganz Gemeinschaft; Es ist einfach das Gefühl, dass da Menschen sind, eine Fülle an Menschen, die dies gemeinsam durchstehen. Die in deinem Team sind. Dann, wenn die Rechnung bezahlt ist und ihr immer noch am Tisch sitzt. Wenn es 4 Uhr morgens ist und keiner ins Bett geht. Diese Nacht mit der Gitarre. Die Nacht, an die wir uns nicht mehr erinnern. Die Zeit, in der wir waren, gingen, sahen, lachten, fühlten.“
Wenn wahrgenommene Einsamkeit schlimmer ist als alleine zu sein, dann lasst uns mehr daran denen, dass wir in dieser Situation nicht alleine sind. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir gewinnen als Gemeinschaft nur gemeinsam.
Wir könnten doch mit unseren Liebsten gemeinsam unsicher sein, gemeinsam jammern. Meinetwegen auch gemeinsam Verschwörungstheorien spinnen. Wir können uns gemeinsam aufbauen. Wir können uns gegenseitig inspirieren. Wir können uns gegenseitig Mut zusprechen. Wir bieten unseren Nachbar*innen an, für sie einkaufen zu gehen. Wir teilen Nachrichten und Neuigkeiten. Wir haben Zeit. Wir sind nicht allein in unserer Angst. Wir stehen die Corona-Krise gemeinsam durch. Wir wachsen daran. Gemeinsam.
Auf meinem Blog findest du Wissenswertes über das Lieben: Von Interviews mit anderen Paartherapeut*innen, über Kolumnen über Emotionen, bis zu Tipps bei Beziehungsproblemen. Eben alles, rund um Beziehungen, Dating, Trennungen, Verlieben, Emotionen.
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Ich bin Dr. Sharon Brehm und ich bin davon überzeugt, dass Lieben leicht ist. Wenn du dieses Gefühl von Leichtigkeit in der Liebe und in deinen Beziehungen wieder erleben willst: Ich biete systemische Paartherapie und EFT-Paartherapie in München an.
Fotocredit: George Coletrain via unsplash