Tipps für Fernbeziehungen: Intimität trotz Distanz

Wer sowohl günstig als auch umweltbewusst reist, fährt mit Flixbus. Deswegen habe ich mich gefreut, dass FlixBus mich zu ihrer Valentinstags-Aktion interviewt hat. Viele dieser Fragen haben sich Paare in einer Fernbeziehung bestimmt schon gestellt und so stelle ich meine Antworten auch auf diesen Blog: von generellen Tipps für Fernbeziehungen bis hin zur Frage, wie wir Intimität auch über Distanz schaffen können.

Warum scheitern so viele Fernbeziehungen und was kann man dagegen tun?

Sharon Brehm: Fernbeziehungen haben oft die gleichen Beziehungs- und Streitthemen wie andere Paare: Unsicherheit, Eifersucht, unterschiedliche Vorstellungen etwa von Nähe und Distanz oder wie man seinen Alltag gestaltet, über was redet man, etc.

Intensität gehört zu Fernbeziehungen dazu. Lerne mehr über Beziehungstipps für Fernbeziehungen aus der Paartherapie.

Doch in Fernbeziehungen sind all diese Themen intensiver. Unsicherheiten können noch verletzender sein, Vertrauen spielt eine noch größere Rolle, Gespräche über die Zukunft sind noch wichtiger. Dafür erleben viele in Fernbeziehungen auch positive Gefühle und schöne Momente in einer größeren Intensität.

Sich darüber bewusst zu machen, dass Intensität Teil einer Fernbeziehung ist und dementsprechend mehr Geduld, Ehrlichkeit und Vertrauen braucht, ist ein wichtiger Schritt für das Gelingen einer Fernbeziehung.

Gibt es gewisse Typen von Paaren, die diese Hürde besser meistern?

Sharon Brehm: Fernbeziehungen sind oft ein Privileg. Denn sie sind mit erhöhten finanziellen Kosten, Organisationsaufwand und Zeit verbunden. Umso mehr Ressourcen ein Paar hat, umso leichter gelingt eine Fernbeziehung.

Was kann man aktiv tun, um das Gefühl von Nähe zu schaffen, wenn man sich im Alltag einer Fernbeziehung einsam fühlt?

Sharon Brehm: Nähe entsteht über Gemeinsamkeiten. Miteinander zu reden, zu telefonieren oder sich Bilder vom Tag zu senden, kann das Gefühl von Nähe erzeugen.

Über Rituale können wir Intimität schaffen. Mehr Tipps für Fernbeziehungen auf dem Blog lovemoves.de

Doch egal, wie nah man sich ist, es gibt auch Tage, an denen es nichts Spannendes zu erzählen gibt und man dementsprechend weniger erzählt. Diese Tage können Fernbeziehungen belasten, da man Angst hat, die Nähe zu verlieren. Anstatt in Panik zu verfallen oder an der Beziehung zu zweifeln, rate ich an solchen Tagen dazu, gemeinsam etwas zu tun: etwa gemeinsam ein Buch zu lesen oder sich vorzulesen, Podcast zu hören, einen Film parallel zu schauen, einen gemeinsamen Online Kurs anzufangen oder auch ein Computerspiel zu spielen. Erlaubt ist, was gefällt.

Was außerdem Nähe schaffen kann, sind gemeinsame Rituale. Paare, die in einer Stadt zusammenleben, begrüßen sich zum Beispiel auf eine bestimmte Art oder frühstücken miteinander. Diese Rituale sind sehr wichtig, um die Intimität auch im Alltag oder in schwierigen Phasen nicht zu verlieren und können auch in Fernbeziehungen funktionieren. Das können zum Beispiel Gute-Nacht-Nachrichten sein, eigene Kosenamen oder gemeinsam auf dem Weg zur Arbeit zu telefonieren.

Eine notwendige Gemeinsamkeit ist auch eine gemeinsame Zukunft an einem Ort. In Fernbeziehungen ist es wichtig zu wissen, dass die Distanz nur temporär ist – sonst kommt Frust und Einsamkeit auf.

Natürlich darf man den Partner nicht als einzige Glücksquelle seines Lebens sehen und ist gut darin beraten, auch Freunde zu sehen oder ein Hobby zu haben. Aber das gilt auch für Paare, die in einer Stadt leben. 

Wie schafft man es, sich nach einer längeren Trennungszeit wieder aufeinander einzulassen? Es besteht oft die Gefahr, dass es nach langer Trennung beim Wiedersehen zu Streit kommt.

Sharon Brehm: Oftmals wird ein Wiedersehen mit hohen Erwartungen verbunden - und diese können zu einem ebenso hohen Erwartungsdruck und Streit führen. Paare können schon vor dem Wiedersehen darüber reden, was sie brauchen, sich wünschen und inwiefern sich die Erwartungen überschneiden.

Vergleiche töten Beziehungen: Wie könnt ihr in einer Fernbeziehung trotz Distanz Nähe und Intimität aufbauen?

Wichtig ist in jedem Fall sich von Vergleichen loszusagen. Zwischen sich und anderen Paaren, aber auch zwischen der Beziehung, wie sie einmal war, und wie sie nun ist. Denn ihr steht nicht mit anderen Paaren in einer Konkurrenzsituation oder müsstet etwas aufholen also könnt ihr euch mit Geduld und Neugierde neu entdecken.

Gibt es etwas worauf man beim Wiedersehen und den wenigen Tagen, die man zu zweit verbringt, achten soll.

Welche gemeinsamen Aktivitäten bieten sich an, um das Gefühl zu vermitteln, gemeinsame Erinnerungen zu schaffen, ohne einem Unternehmungszwang zu verfallen?

Sharon Brehm: In dieser Hinsicht gibt es kein falsch oder richtig, sondern nur ein ehrlich. Viele Paare versuchen in der kostbaren gemeinsamen Zeit so viel wie möglich zu erleben. Dabei besucht man seinen Partner doch nicht, weil er ein Animationskünstler ist, sondern weil man ihn mag, gerade so wie er ist. Dieser Gedanke hilft schon vielen Paaren, um wieder mehr bei sich zu sein und die Zeit zu genießen. Denn darum geht es doch: Die gemeinsame Zeit authentisch genießen zu können - Egal, ob gemeinsam im Bett, mit Freunden beim Feiern oder bei einem Ausflug in die Berge.

Wie lässt sich besser mit dem ständigen Abschiednehmen umgehen?

Sharon Brehm: Eine sehr effektive Art, das Abschiednehmen zu erleichtern, ist dem einen Endpunkt setzen zu können. Es muss kein genaues Datum sein, aber eine andere Zukunft in Aussicht zu stellen und diese so konkret wie möglich werden zu lassen, nimmt den Druck.

Doch manche Situationen sind einfach schwierig und können nicht ohne weiteres beeinflusst werden. Auch in Momenten der Frustration können Rituale beim helfen: Etwa sich gegenseitig zu sagen, für was man dankbar in der Beziehung ist, noch einmal essen zu gehen und den Fokus eher auf die positiven Seiten zu legen.

Wie häufig sollten sich Paare in einer Fernbeziehung treffen (wenn die Möglichkeit dazu besteht) und wie wichtig ist diese Häufigkeit?

Sharon Brehm: Wie häufig ein Paar sich treffen muss, ist von Paar zu Paar unterschiedlich. Die Häufigkeit hängt von der Distanz, Ressourcen wie Zeit und Geld, aber auch von der jeweiligen Lebensphase ab.

Tipps für eine Fernbeziehung vom Experten. Hier findest du ein Interview, wie du trotz Distanz Nähe aufbauen kannst.

Ohne Frage ist es schöner, wenn Paare sich regelmäßig sehen können – aber zum Stressfaktor wird das Thema häufig erst, wenn einer von beiden Angst bekommt, ohne Treffen die Verbindung zu verlieren oder der anderen Person nicht wichtig zu sein. Wenn dies aber auf eine andere Art und Weise gegeben und die Beziehung ansonsten intakt ist, kann eine Beziehung auch mal längere „Durstphasen“ aushalten. Außerdem rate ich, dass Besuche von beiden Seiten ausgewogen und gerecht stattfinden und z.B. nicht nur die eine Person hin- und herreist.

Gibt es Besonderheiten, wenn Paare in Fernbeziehungen zusammen verreisen bzw. gibt es dort Unterschiede zu anderen Paaren, die in derselben Stadt wohnen?

Sharon Brehm: Der größte Unterschied liegt wohl darin, dass Fernbeziehungen es gewohnt sind, sich in einer neuen Stadt zurechtzufinden und ständig Neues zu entdecken und Abenteuer zu erleben. Viele Fernbeziehungen nutzen die eh schon vorhandene Distanz auch, um ihre Reiselust gemeinsam zu stillen.

Wie lässt sich die Fahrzeit, die man unterwegs zum Partner in Bus und Bahn verbringt, sinnvoll nutzen?

Sharon Brehm: Auf dem Weg zu meinem Partner würde ich zwei Dinge machen. Erstens sich von der Arbeit und anderen Aufgaben Zuhause freizumachen. Diskrete Ideen sind zum Beispiel E-Mails, die Organisation für das Abendessen mit Freunden via Whatsapp oder eine To-Do-Liste für die Rückkehr, um den Kopf frei zu bekommen. Schließlich will man die Zeit bei seinem Partner mit ihm und nicht mit der Arbeit verbringen.

Zweitens bietet eine Busfahrt sicherlich Zeit für ein wenig Selbstliebe: Musik oder ein Hörbuch zu hören, ein Buch zu lesen, Gedanken in einem Bulletjournal festzuhalten oder einfach aus dem Fenster zu schauen und einmal an nichts zu denken. Denn wer sich selbst etwas Gutes tut, tankt den eigenen Energieakku auf und kann diese Energie für die Zeit mit dem Partner nutzen.


Systemische Paartherapie und EFT-Paartherapie in München von Dr. Sharon Brehm. Praxis im Zentrum.

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Ich bin Dr. Sharon Brehm und ich bin davon überzeugt, dass Lieben leicht ist. Wenn du dieses Gefühl von Leichtigkeit in der Liebe und in deinen Beziehungen wieder erleben willst: Ich biete systemische Paartherapie und EFT-Paartherapie in München an.

Fotocredit: Jonathan Borba via unsplash