Streit über Geld: Wie das Wertequadrat eurer Beziehung hilft.
Es war einer dieser oft unbemerkten Momente, in denen Menschen ihre schönsten Seiten zeigen. Ein Blick, der präsent und still zugleich war. Eine Geste, die der Welt galt und doch noch viel mehr über den Menschen selbst erzählte. Die Frau mit dem filigranen Goldkettchen hatte kurz den Blick gehoben und lächelte. Nicht groß oder aufdringlich, sondern aus der Distanz, leise, aus sich selbst heraus. Sie fing mit ihrem Lächeln die Szenerie ein, wie ein Rahmen, der etwas sonst so alltägliches zu etwas besonderem machte. Ihr Mann wiegte ihre Tochter im Arm. Wie selbstverständlich hatte er das Baby aus dem Wagen genommen, wie selbstverständlich wurde Kindergeschrei zu Zufriedenheit, irgendwann zumindest. Vielleicht war sie eine dieser Mütter, die ihrem Mann ihr Kind anvertrauen konnte. Sie schien zu wissen, dass Mütter sich zurücknehmen müssen, damit Väter auch die Chance bekommen, um in diese neue Rolle hineinzuwachsen. Es war ein schöner Moment und dieses Paar schien glücklich.
Sie warteten schließlich an der Kasse vor mir. In der letzten Sekunde vor dem Zahlen legte sie noch ein paar Kindersachen auf den Tresen. Seine skeptischen Augenbrauen: Brauchen wir wirklich neue Klamotten und noch mehr Schnuller? Durch seine grau gewordenen Schläfen zogen sich Sehnen wie bei einem Lehrer, der nach Jahren keine Lust mehr auf die immer gleichen Fehler seiner Schüler hat. Sie antwortete nicht, schaute gekränkt zur Seite. Geld ist eines der häufigsten Streitthemen in Beziehungen.
Geld ist das häufigste Beziehungsproblem
Geld ist, zumindest in Deutschland, nach wie vor ein Tabuthema. Gleichzeitig spielt Geld in fast jeder Alltagssituation eine Rolle. Gerade weil darüber aber nicht geredet werden darf und wir es aber auch nicht ignorieren können, streiten wir über Finanzen und unseren unterschiedlichen Umgang mit ihnen. Über 43% der Paare haben schon einmal mit ihrem Partner über Geld gestritten – jedes 10. Paar streitet jährlich darüber, wie eine Forsa-Studie belegt. Dabei ist alles eine Frage der Perspektive.
Was der eine als sparsam beschreibt, kommt dem anderen geizig vor. Die einen nennen es Großzügigkeit, die anderen Verschwendungssucht. Manchmal ist auch das Problem, dass wir unterschiedliche Ausgaben für unterschiedlich wichtig halten. Sollten wir mehr in den Urlaub investieren oder in das Vergnügen im Alltag? In Bildung oder in ein Eigenheim? Braucht es wirklich neue Kinderklamotten oder wäre es nicht eine bessere Idee, einen Babysitter zu besorgen?
Schulz von Thuns Wertequadrat
Eine pauschale Antwort auf all diese Fragen gibt es nicht – wir müssen sie jedes Mal aufs Neue aushandeln. Wichtiger als die Frage, wer Recht hat, ist für mich in der Paartherapie die Frage, wie die beiden an diesem häufigen Streitthema wachsen können, anstatt an Trennung zu denken? Denn oft genug landet das Thema Geld auch in der Paartherapie oder Eheberatung auf dem Tisch. Auch Beziehungen, die eigentlich sehr schön sind, können daran leiden, dass die Partner in Punkto Finanzen so unterschiedlich sind.
Eine erste Möglichkeit ist ein Perspektivenwechsel und das Wertequadrat von Schulz von Thun. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun wird mit den vier Botschaften einer Nachricht in Verbindung gebracht. All diejenigen, die auf der Suche nach besseren Kommunikationsfähigkeiten sind, kennen ihn sicherlich.
[Übrigens, Schulz von Thun ist ein begnadeter Redner und Unterhalter und wer die Möglichkeit hat, ihn live zu sehen: unbedingt wahrnehmen: Neulich durfte ich ihn bei einer Jahrestagung der DGSF erleben, der Deutscheb Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. Ich bin immer noch schwer beeindruckt von seinen nach wie vor aktuellen Theorien, seiner gewinnenden Präsentation mit einem Overhead-Projektor und seiner charmant-authentischen Art des Erzählens. Er war großartig und hat mir vor allem neue Perspektiven für die Eheberatung mitgegeben.]
Damit Selbstliebe nicht ausgenutzt wird.
Hallo Welt!
Sie warteten schließlich an der Kasse vor mir. In der letzten Sekunde vor dem Zahlen legte sie noch ein paar Kindersachen auf den Tresen. Seine skeptischen Augenbrauen: Brauchen wir wirklich neue Klamotten und noch mehr Schnuller? Durch seine grau gewordenen Schläfen zogen sich Sehnen wie bei einem Lehrer, der nach Jahren keine Lust mehr auf die immer gleichen Fehler seiner Schüler hat. Sie antwortete nicht, schaute gekränkt zur Seite. Geld ist eines der häufigsten Streitthemen in Beziehungen.
Geld ist das häufigste Beziehungsproblem
Geld ist, zumindest in Deutschland, nach wie vor ein Tabuthema. Gleichzeitig spielt Geld in fast jeder Alltagssituation eine Rolle. Gerade weil darüber aber nicht geredet werden darf und wir es aber auch nicht ignorieren können, streiten wir über Finanzen und unseren unterschiedlichen Umgang mit ihnen. Über 43% der Paare haben schon einmal mit ihrem Partner über Geld gestritten – jedes 10. Paar streitet jährlich darüber, wie eine Forsa-Studie belegt. Dabei ist alles eine Frage der Perspektive.
Was der eine als sparsam beschreibt, kommt dem anderen geizig vor. Die einen nennen es Großzügigkeit, die anderen Verschwendungssucht. Manchmal ist auch das Problem, dass wir unterschiedliche Ausgaben für unterschiedlich wichtig halten. Sollten wir mehr in den Urlaub investieren oder in das Vergnügen im Alltag? In Bildung oder in ein Eigenheim? Braucht es wirklich neue Kinderklamotten oder wäre es nicht eine bessere Idee, einen Babysitter zu besorgen?
Schulz von Thuns Wertequadrat
Eine pauschale Antwort auf all diese Fragen gibt es nicht – wir müssen sie jedes Mal aufs Neue aushandeln. Wichtiger als die Frage, wer Recht hat, ist für mich in der Paartherapie die Frage, wie die beiden an diesem häufigen Streitthema wachsen können, anstatt an Trennung zu denken? Denn oft genug landet das Thema Geld auch in der Paartherapie oder Eheberatung auf dem Tisch. Auch Beziehungen, die eigentlich sehr schön sind, können daran leiden, dass die Partner in Punkto Finanzen so unterschiedlich sind.
Eine erste Möglichkeit ist ein Perspektivenwechsel und das Wertequadrat von Schulz von Thun. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun wird mit den vier Botschaften einer Nachricht in Verbindung gebracht. All diejenigen, die auf der Suche nach besseren Kommunikationsfähigkeiten sind, kennen ihn sicherlich.
[Übrigens, Schulz von Thun ist ein begnadeter Redner und Unterhalter und wer die Möglichkeit hat, ihn live zu sehen: unbedingt wahrnehmen: Neulich durfte ich ihn bei einer Jahrestagung der DGSF erleben, der Deutscheb Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. Ich bin immer noch schwer beeindruckt von seinen nach wie vor aktuellen Theorien, seiner gewinnenden Präsentation mit einem Overhead-Projektor und seiner charmant-authentischen Art des Erzählens. Er war großartig und hat mir vor allem neue Perspektiven für die Eheberatung mitgegeben.]
Damit Selbstliebe nicht ausgenutzt wird.
Schulz von Thuns Wertequadrat wende ich nicht nur auf die inneren Widersprüche einer Person, sondern auch auf Paare an. Die Idee hinter Wertequadraten ist, dass jede gute Eigenschaft mit einer anderen guten Eigenschaft gepaart werden muss, damit ein “gesundes” Gleichgewicht entsteht. Zum Beispiel die Frage, wann Selbstliebe zu viel ist. Respekt vor anderen muss auch mit der Fähigkeit kombiniert werden, sich Respekt zu verschaffen. Ansonst läuft man Gefahr, zum Fußabtreter zu werden. Wer aber nur direkt ist ohne Nettigkeit, wirkt dominant, überheblich und selbstbezogen.
Respekt & Wertschätzung durch das Wertequadrat
Auch beim Thema Geld in Beziehungen kann das Wertequadrat nützlich sein. Denn wir können zwar niemand anderen verändern – aber uns dafür umso mehr. Und indem wir ein Beziehungsproblem aus einer anderen Perspektive betrachten, können wir Streit und Ehekrisen lösen.
Im Wertequadrat wird deutlich, dass Großzügigkeit mit Sparsamkeit gepaart werden MUSS. Ohne das eine wird Großzügigkeit zu Verschwendungssucht. Ohne das andere wird Sparsamkeit zu Geiz. Weder Geiz noch Verschwendung sind für sich gesehen attraktive Eigenschaften. Nur in der Kombination funktionieren die beiden Eigenschaften.
Dieses gegenseitige Anerkennen und Verstehen machen jenen Respekt aus, den wir in unserer Beziehung immer brauchen. Sie sind die Basis, um wieder mehr in Kontakt miteinander zu kommen, neue Handlungsalternativen umzusetzen und nicht nur einen Kompromiss zu finden, sondern ehrlichen Konsens.
Dr. des. Sharon Brehm ist systemische Paartherapeutin & Love Coach in München. Gerade wenn unterschiedliche Perspektiven - Sprachen, Kulturen oder Vorstellungen - zum Streitthema werden, kann sie vermitteln & eine Krise in eine Chance verwandeln. Als Expertin berät sie nicht nur auf Deutsch & Englisch, sondern gibt auch Trainings als interkulturelle Trainerin.
Fotocredits: Neon Brand via Unsplash
Grafiken: Love Moves