Lohnt es sich, für die Liebe zu kämpfen? Monthly Recap aus der Paartherapie: April
Wenn Menschen zu mir in die Paartherapie kommen, stehen sie an einem schwierigen Punkt. Oft fragen sie mich auch nach einer Prognose. Zwischen den Zeilen schwingt die Frage: Lohnt es sich, füreinander zu kämpfen?
Lohnt es sich, für die Liebe zu kämpfen?
Doch ein Punkt macht noch keine Linie. Nur wenn Paare jetzt an einem Tiefpunkt stehen, heißt das nicht, dass sie nicht füreinander gemacht sind. Es hängt davon ab, wie weit jede*r einzelne bereit ist, sich zu entwickeln? Sich selbst, seine Erwartungen, seine Streitkultur, seine Fähigkeiten, seinen moralischen Standpunkt – nicht seinen Herzensmenschen.
Aus meiner Perspektive lohnt es sich immer. Aber ich gehe auch mit der Haltung in die Paartherapie, dass wir an Herausforderungen wachsen. Das Menschen dank unterschiedlicher Ressourcen immer Lösung finden werde. Fehler macht zwar niemand gerne – aber sie definieren uns nicht, sondern sind wichtige Lehrmeister.
Wie kämpft man um etwas, das einem wichtig ist?
Um ehrlich zu sein, ich bin kein großer Fan vom Wort „kämpfen“. Aber was für die Liebe kämpfen für mich bedeutet ist: eine klare Entscheidung zu treffen, bewusst Herausforderungen anzunehmen und den Willen, über sich hinaus zu wachsen.
Doch muss dieses Kämpfen hart und anstrengend sein? Nein, dies ist Einstellungssache und eine Frage unseres Mindsets. Für etwas zu kämpfen, kann auch mit Wohlwollen, Demut und Großzügigkeit geschehen. Ich ermutige meine Klient*innen dazu, gnädig und mitfühlend mit sich zu sein. Gerade lernen sie Alternativen für Streit; sie lernen welchen Unterschied eine wohlwollende Kommunikation hat; sie lernen wie sie nach ihren Werten handeln können; sie lernen, wie sie mit ihren Emotionen transparent und bewusst umgehen können; sie lernen Empathie, emotionale Intelligenz oder auch psychologische Zusammenhänge; sie lernen ihre eigenen Grenzen kennen; sie lernen wieder zu vertrauen.
Wie lange dauert es, bis ich Erfolge sehe?
Dieses Wachsen und Lernen kann manchmal sofort die erwünschten Ergebnisse erzielen. Aber oft ist es ein schrittweise Besser-werden: Anstatt zum Beispiel morgens, mittags, abends zu streiten, streiten sie nur noch alle drei Tage. Jeder Erfolg ist ein Erfolg, den es zu feiern gilt. Wenn es dann doch wieder zu Streit kommt, ist das kein Zeichen dafür, dass sie nicht gut genug sind oder etwas falsch machen. Es heißt einfach nur, wir sind noch am Üben. Die Liebe ist ein lebenslanges Lernfeld. Nirgendwo anders entwickeln wir uns so intensiv wie in Herzensangelegenheiten. Erfolge können wir also sehr schnell sehen - es Entwicklung ist keine Endhaltestelle.
Was bedeutet dieses Wachstum in der Liebe?
Jedes Mal, wenn wir etwas lernen oder eine neue Herausforderung meistern, entwickeln wir uns. Wir werden „leider“ nicht als perfekte Wesen geboren. Doch darin liegt auch eine Chance: Wir entdecken die Welt schrittweise. Wir entwickeln uns weiter. Potential gibt einen positiven Ausblick und bedeutet nicht, dass wir noch nicht gut genug sind. Für die Liebe zu kämpfen muss nicht hart sein – Für die Liebe zu kämpfen ist die Entscheidung, kontinuierlich zu einer besseren Version seiner selbst zu werden.
Wir wachsen gemeinsam schneller und leichter.
Natürlich ist es leicht gesagt, dass wir experimentieren, uns ausprobieren, Fehler machen oder sogar scheitern dürfen. Aus 10 Meter Entfernung lassen sich gute Tipps einfach predigen. Doch natürlich lerne auch ich durch die Paartherapie ständig dazu. Was ich als Paartherapeutin gelernt habe und auch wo ich Fehler gemacht habe, teile ich nun in diesen monatlichen Recaps. Ich möchte dich ermutigen und dir zeigen: Wir fallen gemeinsam hin – wir stehen gemeinsam auf – wir wachsen gemeinsam. Was also habe ich gelernt?
1. Wir müssen soziale Normen immer wieder überprüfen
Kontakt nach dem Beziehungsende wird von vielen skeptisch betrachtet. Dass es zumindest für das Wohlergehen der Ex-Partner*innen gut sein kann, hat eine Studie herausgefunden. Weil während Corona sehr viele davon berichtet haben, dass sie nun wieder Kontakt mit dem Ex haben, habe ich dazu ein YouTube-Video gedreht. Die Ergebnisse zeigen: Wegen Kontakt nach der Trennung müssen wir uns nicht als schwach fühlen.
2. Mut wird belohnt. Immer.
Ich bin keine professionelle Grafikerin oder stand jemals als Profi vor der Kamera – aber meine Vision ist es, dass wir mehr über die Liebe lernen. Und für diese Vision bin ich über meinen Schatten gesprungen: Videos konzipieren, drehen, schneiden – es ist herausfordernd und neu und es gibt noch viel Verbesserungspotential.
Als dann Eric Hegmann die 21-Tage-Liebe-Challenge als Online Kurs in der Modern Love School aufnehmen wollte, bin ich aus allen Wolken gefallen. Einen größeren Adelstitel kann man in der deutschsprachigen Paartherapie-Welt wohl nicht bekommen, denn Eric ist bekannt aus unzähligen Medienformaten und erfahrener Paartherapeut. Mein Mut hat sich für viele Menschen, nicht nur für mich, gelohnt. Wenn wir über Grenzen gehen, dann ebnen wir auch den Weg für andere – und das ist doch wunderschön.
3. Mit fabelhaften Begleitern ist jeder Weg möglich.
Anfang des Jahres habe ich einem guten Freund erzählt, dass ich Lust hätte, irgendwann mal Videos für YouTube zu drehen, um Menschen zu inspirieren und Wissen zu teilen. Er – obwohl beruflich in einem ganz anderen Feld zuhause – gründete Kenn Bent Production. Daraus ist auch dieses Video zu Selbstzweifeln und der Frage „Bin ich schön? Darf ich mich schön finden?“ entstanden. Wer jemals an einer seiner Entscheidungen gezweifelt hat oder unsicher war, ob das der richtige Weg ist: Für euch ist dieses Video über Liebe als Reise.
4. Nichts ist umsonst – Alles hat sein Gutes.
Dass mir die Selbstisolation während der Endphase meiner Doktorarbeit einmal nutzen würde – wer hätte das gedacht? Dadurch, dass ich extreme Zeiten ohne Kontakt bereits einmal durchgemacht habe, konnte ich mein Wissen, wie man mit Isolation umgeht. in diesem YouTube Video weitergeben. Es war ein wichtiges Learning, dass selbst schwierige Erfahrungen nie umsonst sind und uns nur stärker machen
5. Neue Konzepte bringen uns neue Perspektiven
Wenn wir an einer Stelle nicht weiterkommen, dann meistens nicht, weil wir zu doof sind. Wir haben einfach noch nicht das richtige Werkzeug gefunden. So ging es mir mit dem Wort „Ehrlichkeit“.
Ehrlichkeit ist ein wichtiger Wert, aber manchmal bringt die Moralkeule Paare nur mehr in den Konflikt. Den Kampf über Werte und Moral gewinnen nur wenige Paare als Paar. Wie konnte ich also wieder Fragen stellen für mehr Verbindung? In einem Podcast mit Suzanne Iasenza habe ich von dem Unterschied zwischen Privatsphäre und Heimlichtuerei erfahren – dank dieses neuen Bewusstseins kann ich andere Perspektiven bei Konflikten anbieten.
Genauso ging es mir mit dem Konzept von Beziehungen. Ich hatte zwar schon vor langem einen Artikel über Platons Liebestypen geschrieben. Aber dass wir diese Typen auch bewusst für uns nutzen können, anstatt uns in ihnen gefangen zu fühlen – der Gedanke kam mir erst während Covid19.
Was habt ihr in diesem skurrilen Monat April gelernt? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Auf meinem Blog findest du Wissenswertes über das Lieben: Von Interviews mit anderen Paartherapeut*innen, über Kolumnen über Emotionen, bis zu Tipps bei Beziehungsproblemen. Eben alles, rund um Beziehungen, Dating, Trennungen, Verlieben, Emotionen.
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Ich bin Dr. Sharon Brehm und biete systemische Paartherapie und EFT-Paartherapie in München an. Bei Fragen, schreibt mir gerne!
Fotocredit: Hanna Busing via unsplash